Thomas, der Zweifler

(Vgl. Joh. 20, 24-29)

Thomas wollt‘ es ganz genau.
„Eh ich euren Worten trau,
dass ihr ihn, den Herrn, gesehen,
sollt‘ er selbst mir zugestehen,
ihn leibhaftig zu berühren,
seinen Wunden nachzuspüren.“
Eine Woche so verging,
und der Zweifel blieb sein Ding,
bis dann jäh, durch Tür und Wand,
Jesus selber vor ihm stand,
lichtdurchstrahlt, mit allen Wunden,
die am Kreuzleib man gefunden.
Thomas, höchlichst irritiert,
fühlte schrecklich sich blamiert,
als ihm Jesus näherkam,
gütig ihn beim Trotzwort nahm
und ihm seine Wunden rot
zum Realbetasten bot.
Da fiel Thomas auf die Knie,
zitternd und beschämt wie nie
und bekannt‘ in seiner Not:
„Sei mein Retter, Herr und Gott!“
„Glaube, Thomas, braucht nicht Schauen;
Selig, die dem Wort vertrauen.“

Klaus Lutterbüse