Predigt zum 3. Sonntag der Osterzeit 2020 von Pater Ivan

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

Die Erscheinung Jesu am See von Tiberias

Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal, am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.  Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See.  Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot – sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt! Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.  Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

Apostel Johannes erkannte Jesus erst nachdem er mit anderen Freuden diesen wunderbaren Fischfang erlebt hat! Klar, typisch Jesus! Man kann ihn ja nur an solchen Sachen erkennen. Das ist so seine Art! Er war von Anfang ihrer Freundschaft an derjenige, der Wunder getan hat, der das menschliche Leben schöner, humaner und angenehmer gemacht hat! Und wenn er das nun wieder tut, dann ist das typisch Er!
Ich finde es schön zu lesen, dass Jesus diesen Lebensstil auch nach seiner Auferstehung fortsetzt. Die Bemühungen, das irdische Leben des Menschen lebenswerter zu machen, gehören für ihn offensichtlich nicht nur zur vorösterlichen Phase seines Lebens, als bloße Ankündigung eines rein geistigen – spirituellen Reiches Gottes!
Das Reich Gottes ist dort, wo das menschliche Leben, ganz konkret im hier und jetzt, gelingt! Für mich ist das eine wunderbare und vor allem befreiende Erkenntnis. Diese Erkenntnis gibt mir Antworten auf manche Fragen meines christlichen Lebens.
Als Jünger Jesu darf ich nach all dem streben, was mir gut tut, was meinem Körper, meiner Seele, meiner Gesundheit, meinem Wohlempfinden gut tut!
Deswegen frage ich mich immer weniger, was Konventionen und Menschen von mir erwarten, was sich „so gehört“ und immer mehr, was mich aufatmen und ganz sein lässt. Das Reich Gottes ist für mich dann eine persönliche Wirklichkeit, wenn sich mein Leben rund – ganz anfühlt! Es ist persönliche Wirklichkeit, wenn ich für mich die Bedingungen schaffe, die mir helfen, ein freier und authentischer Mensch zu sein!
Die Suche nach eigener Ganzheitlichkeit und dem Wohl der ganzen eigenen Person ist eine Suche nach dem was mir durch die Auferstehung Jesus zusteht. Das Bekenntnis zum Auferstehungsglauben ist für mich das Bekenntnis zu meiner christlichen Berufung, alles auszugraben, was in mir und an mir vergraben, überschüttet, zugemauert, tot ist!
„Jesus lebt, mit ihm auch ich“!  So singt man seit über hundert Jahren am Ostern in der Kirche (GL 336). Nun frage ich mich, stimmt das wirklich in meinem Leben? Stimmt das so wirklich im Leben vieler, die das Lied sangen und immer noch singen? Stimmt das so im Leben der Kirche?

Lebst du liebe Schwester, lieber Bruder wirklich? Fühlt sich dein Leben rund und ganz und schön an? Oder gibt es da etwas was noch begraben, überschüttet, tot in dir ist?

Bekenntnis zum Auferstehungsglauben hat mich dazu bewegt, meiner Gesundheit und meinem Wohlergehen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Vor drei Jahren bekam ich Diagnose Diabetes Typ 2 und auch sonst waren meine Blutwerte schlecht. Die Ärztin machte mich auf etwas Übergewicht aufmerksam! Zu wenig Bewegung und ungesunde Ernährung machten sich immer mehr bemerkbar. Die Lebensqualität wurde immer schlechter! Und dann kam Ostern 2019 und ich habe ganz deutlich gespürt, dass Gott mich zur Auferstehung ruft! Ich habe deutlich gespürt, ich muss aus dem Grab einer ungesunden Lebensweise im körperlichen und im geistigen Sinne, auferstehen!
Nun habe ich seitdem 22 kg abgenommen! Ich entdecke immer mehr die gesunde Ernährung und genieße sie! Sie fühlt sich lustvoll und schön an. Ich bewege mich viel mehr, mache Sport und achte auch allgemein auf mein Wohlempfinden. Auch meine Art zu beten hat sich seitdem verändert – von einem servilen Beten, das ich eher als „Dienst des Priesters“ verübt habe, hin zu einem persönlichen Beten und Meditation die mich zum lebendigen Gott führt! Meditation mit der Anrufung des Namens Jesus ist nun mein Lieblingsgebt. Seit mehreren Monaten sind meine Blutwerte optimal, mein Diabetes geheilt und ich einfach lebendig!
Erst jetzt spüre ich, dass ich authentisch den Glauben an die Auferstehung Jesu predigen kann!

Das Bekenntnis zum Auferstehungsglauben führt mir ebenfalls meine christlohe Berufung, anderen zu helfen, vor Augen! Das Reich Gottes ist für mich eine persönliche Wirklichkeit, wenn ich auch meinem Nächsten helfe, aus „seinem Grab“ aufzuerstehen, wenn ich ihm helfe, alles auszugraben was in ihm vergraben, überschüttet und tot liegt. Die eigentliche Herausforderung meines christlichen Lebens besteht darin, die Augen und die Ohren für den Nächsten offen zu halten.

Die Geschichte vom wunderbaren Fischfang am See von Tiberias zeigt mir, dass ich nicht erst sterben muss, um den Himmel zu erleben! Himmel ist für mich überall dort, wo ich die lebensbejahende Botschaft Jesu lebe, wo ich aus meinem eigenen Leben mit der Kraft, die Gott mir gibt, einen wunderbaren Fischfang mache und anderen helfe, dasselbe zu tun!