Predigt von Pater Ivan zum 15.Sonntag im Jahreskreis

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.

An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich. Und alle Menschen standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen. Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!

Ich glaube, dass uns allen vor allem eins gemeinsam ist; Die Sehnsucht ein guter Mensch zu sein! Ich kann mich sogar erinnern, dass mein Professor für theologische Anthropologie an der Fakultät mal gesagt hat: „Der Mensch geht immer vom guten aus“. Dieser Satz ist mir sofort in Erinnerung geblieben und ich habe über ihn öfters nachgedacht. Und je mehr ich darüber nachdenke und meine eigene Erfahrung mit mir selbst und mit anderen Menschen in Betracht nehme, desto mehr empfinde ich ihn als wahr.

Der Mensch geht immer vom guten aus!

Als ich nun das heutige Evangelium gelesen habe, habe ich sofort gespürt; Ich wäre gerne dieser guter (fruchtbarer) Boden von dem Jesus spricht. Es ist mir bewusst, dass ich oft Fehler mache, mir selbst und meinen Nächsten nicht gut tue, aber trotz allem wünsche ich mir immer wieder, ein guter Boden zu sein. Wenn ich auf meine eigenen Fehler zurück schaue, dann merke ich auch, dass ich eigentlich immer das Gute gewollt habe. Nicht immer das objektiv Gute aber zumindest das, was ich in dem Moment als gut für mich oder meine Nächsten gesehen habe. Und ich glaube, dass es uns allen so geht. Keiner tut etwas, was er auf keinerlei Weise gut findet.

Ein Raucher weiß z.B. vermutlich, dass das Rauchen objektiv nicht gut ist. Und doch raucht er, weil er das zumindest kurzfristig irgendwie doch gut findet, weil es ihn eben entspannt, oder sein Bedürfnis nach Nikotin befriedigt.

Ich weiß, dass es objektiv nicht gut ist, zu schnell zu fahren, und doch tue ich das nicht selten, weil es ein gutes Gefühl gibt, weil ich meiner Ungeduld nachgebe oder weil ich dadurch früher an Ziel komme und meine damit meine kostbare Zeit zu sparen. Und jeder von uns kann in seinem Leben und in seinem Alltag einige solche Beispiele finden.

 Ich wünsche mir, auch von anderen Menschen als guter Mensch angesehen zu werden. Das wünscht sich doch jeder, oder!?

Eine der schönsten Ermutigungen, die ich immer wieder von meinen Freunden bekomme lautet: Du bist gut wie du bist!  Du bist gut wie du bist – du bist guter, fruchtbarer Boden!

Oft hat mir nach längeren Gesprächen und vielen schlauen Worten erst dieser Satz wirkliche Ermutigung, Erleichterung und Kraft gegeben. Es kommen mir gerade einige Momente in den Sinn, in denen ich gerade in diesem Satz Kraft gefunden habe. Kaum eine andere Aussage tut mir persönlich so gut wie diese!

 Du bist gut wie du bist! Ich weiß, dass meine Freunde so etwas nicht leichtfertig oder aus mengendem Wissen über mich gesagt haben. Diese Worte habe ich meistens von den Menschen hören bekommen, die wohl meine Ecken und Kanten und auch meine Fehler gut kennen – manchmal auch erleiden.

Du bist gut wie du bist, du bist guter Boden! Das ist kein billiger Trost! Ich erkenne darin eine große theologische Wahrheit. Wenn Gott absolut und perfekt ist, das kann er nur das Gute erschaffen. Ich bin als Geschöpf Gottes also vom Grund aus gut! Es tut gut, daran zu denken und daran zu glauben.

Du bist gut wie du bist! Das hat nichts mit Moral zu tun. Ich bin trotz meinen Fehlern gut, weil ich vom Guten erschaffen wurde.

Ich denke, dass wir das zu selten gesagt bekommen und zu selten uns vor Augen führen. Und ich spüre, wie viel Kraft in dieser Wahrheit steckt. Je mehr ich mir bewusst mache, dass ich gut bin, desto mehr Motivation habe ich, mir selbst das Gute zu gönnen und zu tun.

Ausgangspunkt für positive Veränderungen bei mir ist nicht die Feststellung: Ich bin schlecht, ich mache Fehler und deswegen muss ich mich bessern. Für mich ist das Bewusstsein gut zu sein die Quelle der Motivation, mir selbst nur gute Dinge zu tun. Dadurch bringe ich Früchte.

Du bist gut wie du bist, liebe Schwester, lieber Bruder! Du bist nur des bestens wert! Du bist von Gott nur für das Gute bestimmt. Das soll dir in deinem Leben immer wieder Kraft geben, dir nur Gutes zu gönnen und zu tun. Das soll dir Kraft und Motivation geben, dich nicht mit halben Sachen, schlechten Beziehungen und schlechten Gewohnheiten zu begnügen.

Und nein, das ist kein egoistisches Kreisen um sich selbst. Wenn du die Welt verändern willst, verändere dich selbst, deine eigene Welt.

Du bist gut wie du bist! Du bist guter Boden, bestimmt für gute „Samen“! Tu dir das Gute und erlebe die Herrlichkeit Gottes!