Zum Gründonnerstag von Pater Ivan

Ich weiß, dass es theologisch nicht ganz genau und korrekt ist, das letzte Abendmahl Jesu mit einer normalen Mahlzeit oder einem anderen Mahl Jesu mit den Jüngern oder Menschen allgemein zu vergleichen. Theologisch gesehen, kommt dem letzten Abendmahl selbstverständlich eine ganz exklusive Bedeutung zu.

Und doch – Ich bin ein leidenschaftlicher Koch – und kann mich dem Gedanken nicht entreißen, dass Jesus irgendwie mit dem letzten Abendmahl jede menschliche Mahlzeit aufgewertet hat. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Jesus auch gerne gekocht hat.  Es kommen mir immer wieder die Gedanken, dass Jesus eine (rituelle) Mahlzeit als passender Ort seiner Gegenwart empfunden hat. Und ich empfinde wiederum, dass jede Mahlzeit, die ich mit den Menschen erlebe, ein Ritual sein kann, wen ich sie mit viel Liebe, Hingabe und Kreativität vorbereite und zelebriere.

In diesem Moment muss ich an gelegentliche Mahlzeiten mit lieben Freunden denken und an die Mahlzeiten im Elternhaus, als ich noch Kind war und solche während meinen seltenen Besuchen in der Heimat.

Nach manchen solchen Mahlzeiten fühle ich mich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch erfüllt und bereichert. Ich stehe dann vom Tisch auf und nicht selten kommt mir spontan, fast wie unkontrolliert – Danke lieber Gott für diese wunderbare Erfahrung! Und in solchen Momenten spüre ich, dass nicht nur die Menschen meine Tischgenossen waren, sondern auch ER, mein Gott!

Ja, ein liebevoll gestalteter Esstisch ist in gewisser Weise mein Altar! Da wird geopfert (das Essen wird mit Einsatz und Hingabe zubereitet, die Sorgen miteinander geteilt und Probleme besprochen und nicht selten gelöst). Da wird gebetet, gedankt und gesegnet! Da werden die abwesenden Lieben und die Verstorbenen gedenkt. Da wird gefeiert und gratuliert.  Und da würde ich Gott sehr vermissen, wenn er nicht dabei wäre! Aber mein Herz sagt mir, dass er da ist!

Für mich ist das keine fromme Schwärmerei. Vielmehr zeigt mir diese Erfahrung, wie lebens- und menschennahe Gott ist. Diese Erfahrung zeigt mir, dass es bei Gott keine Trennung zwischen profan und sakral, zwischen (rein)göttlich und (rein)menschlich gibt! Vielmehr ist das wahrhaft Göttliche zugleich das wahrhaft Menschliche und wahrhaft Menschliche wahrhaft göttlich!

Es verbreitet sich eine angenehme Wärme in meinem Herzen, wenn ich nun daran denke, dass unser Gott nicht irgendwo auf den Wolken liegt oder auf unerreichbaren Bergspitzen wohnt, sondern an unseren Tischen sitzt.

Ja, du hast es verstanden! An deinem Küchentisch!

Liebe Schwestern und Brüder,

es geht mir nicht darum, aus einer Not die Tugend zu machen, oder einen billigen Trost zu sprechen! Vielmehr denke ich, dass diese Krise, in der wir uns befinden, eine wunderbare Chance ist, eine ganz neue und wunderbar erfüllende Gotteserfahrung zu machen!

So möchte ich Sie an dieser Stelle einladen, am Gründonnerstag eine Mahlzeit an ihrem Küchentisch ganz bewusst zu verbringen und die Mahlzeit mit ihren Familien ganz bewusst zu zelebrieren. In der Gewissheit, dass Gott ebenfalls dabei ist und dass diese Momente zugleich heilig und heilend sind. Sie können dabei Gott und einander um die Vergebung bitten, Gottes Segen für Ihre Tischgemeinschaft erbitten, biblische Lesungen lesen und miteinander „Bibel teilen“, sich aussprechen und gemeinsam essen.

Und Jesus – ein Freund der Mahlzeiten wir mit Ihnen sein!

Der Gedanke, dass viele andere Schwestern und Brüder das gleiche in ihren Häusern tun, wird uns verbinden, auch untereinander!

P. Ivan

Einladung von Pater Ivan

Pater Ivan lädt Sie herzlich ein, ihn anzurufen oder anzumailen, wenn Sie in diesen Tagen Gesprächsbedarf haben und sich mit ihm austauschen wollen. Er würde sich darüber sehr freuen. Sie können ihn über folgende Telefonnummer 0151 269 65 959  oder über die e mail Adresse dusobriznik.ivan@gmail.com erreichen.