Predigt zum Dreifaltigkeitssonntag 2020 von Pater Ivan

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.

Es wird erzählt; Als ein kroatischer Priester und Professor an der theologischen Hochschule am Sterben lag, versammelten sich um ihn seine Doktoranten und Kollegen. Und als der alte Professor zu einem letzten Mal wach wurde, öffnete er ganz breit die Augen – fast wie im Schrecken – und sagte: „Gott ist ganz anders“. Nach diesem Satz machte er die Augen zu und starb.

Ein Mann, der sein ganzes Berufsleben als Priester und Professor damit verbracht hat, dicke Bücher über das Wesen Gottes zu schrieben und eigentlich davon ausgegangen ist, Gott einigen Maßen erklären zu können, stellt in den letzten Sekunden seines irdischen Lebens fest: Gott ist ganz anders!

Liebe Schwestern und Brüder,

diese Geschichte kommt mir auch in der Vorbereitung der heutigen Predigt in den Sinn! Wir feiern heute den sogenannten „Dreifaltigkeitssonntag“ und bekennen unseren christlichen Glauben, dass Gott drei-faltig (ein in drei Personen) ist. Das ist für uns ein Dogma und ich will sie ja nicht so in Frage stellen. Allerdings glaube ich auch, dass Gott ganz anders ist! Das weckt in mir zwangsläufig die Frage, ob ich als gläubiger Mensch dabei bleiben kann und will, dass Gott meines Glaubens „nur“ drei-faltig ist!?

Ich habe mir diese Frage in den letzten Tagen immer wieder zu Anfang meiner Meditation gestellt und wollte dabei meinem inneren Gefühl diesbezüglich nachgehen.

Ich stelle so fest, dass es für mich bzw. für meinen Glauben an Gott zu wenig ist! Es ist mir zu wenig zu glauben und zu bekennen, dass Gott „nur“ dreifaltig ist. Vielmehr erlebe ich Gott in meinem eigenen Leben als einen unendlich vielfältigen Gott!

Zuerst habe ich mich aber gefragt, was die innere Botschaft des Glaubens an die Dreifaltigkeit Gottes ist. Wir bekennen dadurch ja, dass Gott sich im Laufe der menschlichen Geschichte immer wieder anders offenbart. Zuerst ist er da als Schöpfer, Spender des Lebens, Erzieher, Beschützer und Begleiter in eine verantwortungsvolle Freiheit. Diese Rolle erkennen wir aus unserem menschlichen Kontext als die Rolle des Vaters! Dann zeig er sich als einer der mit uns auch menschlich unterwegs ist, auf der Augenhöhe! Er geht mit uns durch dick und dünn, verbringt mit uns schöne und weniger schöne Momente, teilt unser Schicksal. Da deuten wir ihn als unseren Bruder als Sohn des Vaters! Durch seine besondere Verbindung mit dem Vater erlöst er uns! Und dann kommt der Vater zu uns mit seinem Geist! Er erinnert uns an das was er uns schon immer auf den Lebensweg als Wesen gegen hat, was Ihm wicht ist und was er als Schöpfer als gut für uns sieht. Auf eine bestimmte Art und Weise sind auch meine leiblichen Eltern in meinem Leben präsent. Es ist immer eine innere Stimme da, die mir die Werte meiner Eltern vor Augen führt!

Es ist mir durchaus bewusst, dass diese „Erklärung“ der Rollenverteilung in der Dreifaltigkeit sehr, sehr einfach ist! Vielleicht packen sich die großen Theologen sogar an die Haare, aber im Großen und Ganzen ist sie schon zutreffend.

Mir geht es dabei um etwas ganz anderes, was mich innerlich bewegt. Es geht mir um innere Beweggründe, WARUM Gott sich auf unterschiedliche Weise offenbart!

Ich glaube, er tut das deswegen, weil er sich damit unseren menschlichen Bedürfnissen anpassen will. Er will immer für mich so da sein, wie ich es momentan als Mensch brauche! Und gerade dieser Gedanke bewegt mich heute so sehr! Er erfüllt mich auch mir sehr viel Dankbarkeit Gott gegenüber und mit viel Lieben für ihn!

Und wenn ich ihn als viel-fältig statt nur dreifaltig annehme, dann kann ich ihn an viel mehr Stellen in meinem Leben erkennen. Und dann merke ich auch, wie nahe er mir ist!

Seit einer Woche denke ich an diese Predigt und an die Vielfältigkeit Gottes und in diesen Tagen habe ich ihn an vielen Stellen entdeckt.

Er war für mich da als eine gute Freundin, die mir trotz Corona Geburtstagstorte gebacken und mir einen schönen Geburtstag vorbereitet hat. Er war für mich da als eine Kassiererin in Rewe, die eigentlich die Kasse schon schließen wollte, die aber doch noch geblieben ist, weil sie bemerkt hat, dass ich unter der Maske keine Luft mehr bekomme. Er war für mich da als ein guter Mitbruder, mit dem ich entspannt saß und Bier getrunken habe. Er war für mich da in einem Kind der mich angelächelt und umarmt und sofort einige Sorgen weggenommen hat. Er war für mich da im Morgenkaffee der mir so gut tut. Er war für mich da…..Ich konnte noch unzählige Gesichter Gottes da schrieben! Er ist aber immer auf die Weise da, wie ich ihn brauche!

Ich möchte heute die Vielfältigkeit Gottes feiern! Ich möchte ihm für seine unermüdliche Anpassungsfähigkeit danken – dafür das er an meine Bedürfnisse eingeht und ihnen entsprechend da ist!

Und dann denke ich an meine christliche Berufung, Gott in der Welt sichtbar zu machen! Da merke ich; Um Gott sichtbar zu machen in diese Welt, muss ich nur eines tun! Auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen und liebend da zu sein!