Natur spüren

Wir wissen nicht, wie Sie es empfunden haben, aber von den vielen Einschränkungen der letzten Monate, taten uns die Reisebeschränkungen am meisten weh.
Reisen, das ist die Sehnsucht nach dem Unendlichen. Das Unterwegssein ist nicht selbstverständlich, sondern ein großes Privileg. Dieses Ausreißen aus dem Alltag ist ein wichtiges Gut, um Erholung für Körper und Geist zu bekommen. Religion ist Unterbrechung (Johan Baptist Metz). Sie ist der Einbruch Gottes ins Leben, in den vor sich hin laufenden Alltag, ins Gewohnte, Geplante, den Trott.
Wir lieben die Berge, sie sind faszinierende Geschöpfe die, je nach Witterung, sich immer in einem anderen Gewande zeigen ohne sich dabei selber zu verändern. Sie ragen in den Himmel, als seien sie eine Verbindung zwischen Himmel und Erde.
Wir hatten nach einem anstrengenden Aufstieg unser Ziel erreicht und uns gerade, ziemlich erschöpft, ein Getränk bestellt, als die Bedienung hektisch alle Tische abräumte und uns riet, uns unters Dach oder in den Innenraum zu setzen. Zu sehen war noch kaum etwas, aber wir folgten dem Rat und kaum dass wir wieder saßen, grollte der Donner, der Himmel öffnete die Schleusen und die Blitze zuckten. Die Wolken waren wirklich urplötzlich da und so dicht, dass die Berge um uns herum nicht mehr zu sehen waren. Beim Anblick dieses Schauspiels in ca. 1,500m Höhe, ist es nicht verwunderlich, dass Berge seit Menschengedenken als heilig gelten und Naturgewalten zur Darstellung von Gottes Macht und der Menschen Begrenztheit dienen. Wir waren froh, dass wir diesem Gewitter zusehen konnten, anstatt ihm ausgeliefert zu sein.
Dankbar und voller Ehrfurcht und Respekt machten wir uns wieder auf den Rückweg, übrigens bei strahlendem Sonnenschein.

Regina Wysocki, Kirchengemeinde Alt-Rahlstedt, regina.wysocki@kirche-alt-rahlstedt.de
Ekkehard Wysocki, Markuskirchengemeinde, kontakt@ekkehard-wysocki.de