Frühjahrsputz

Liebe Leserin, lieber Leser, in vielen Haushalten steht dieser Tage der Frühjahrsputz an. Ausmisten. Abstauben. Aufräumen. Durchlüften. Ich hab’s schon hinter mir, zumindest in meiner Wohnung. Für mich als Christ steht in diesen Wochen noch eine weitere „Putzaktion“ auf dem Programm. Es ist Fastenzeit. 40 Tage Zeit, aus der Seele zu räumen, was dem Leben entgegensteht. Ein Frühjahrsputz leib-seelischer Art, der mich neu ausrichtet und befreit zum Wesentlichen: zu Gott, dem ich mein Leben verdanke; zur Liebe, die mich trägt. Ich brauche diese Zeit. Sie erinnert mich: Was du hast und isst und kannst, ist nicht alles. Leben ist mehr. Werde in der Hinkehr zu Gott neu, atme auf im Loswerden dessen, was dich belastet und dein Leben hemmt.

Im katholischen Gottesdienst wird an diesem 3. Fastensonntag die Szene der Tempelreinigung (Johannes 2, 13-25) gelesen. Jesus geht nach Jerusalem. Er räumt dort im Tempel sozusagen auf. Er mistet aus. Er lüftet quasi durch. Sein „heiliger Zorn“ erinnert auch heute daran: Gott ist nicht käuflich, Religion und Kirche sind kein „Geschäft“. Glaube darf keine Markthalle sein, denn Gottes Liebe ist nicht zum Feilbieten da. Sie will gelebt werden, mitunter in unverschämter Hoffnung und trotz aller Widersprüche.

Wenn ich mir den Zustand meiner Kirche dieser Tage anschaue, dann bete ich manchmal still: Jesus, hilf mir, hilf uns beim „Frühjahrsputz“: Beim Durchlüften längst nicht mehr tragfähiger Vorstellungen, wie Gott und Mensch zu sein haben. Beim Abstauben geistlos und leblos gewordener Traditionen. Beim Aufräumen und Ausmisten von Strukturen, die Leben hemmen statt ihm zu dienen. Jesus, hilf mir, hilf uns in deiner Kirche, wesentlicher zu werden…

Ich wünsche Ihnen und mir und uns eine gesegnete und wenn nötig befreiende neue Woche.

P. Sascha-Philipp Geißler SAC

Pfarrer in der kath. Pfarrei „Seliger Johannes Prassek“
pfarrer@johannes-prassek.de