„Ihr werdet meine Zeugen sein“

Eindrücke von der Bistumswallfahrt zum Gedenken an die Lübecker Märtyrer am 23. 6.2018

Die Lübecker Märtyrer haben mit ihrem Leben ihren Glauben an Jesus und seine frohe Botschaft vom Reich Gottes bezeugt. Auf der Bistumswallfahrt führten die Pilgerwege zu den Stätten des Wirkens und Leidens der drei Kapläne Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange und des evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink. Im Pilgerbuch waren Gebete, Lieder und Lesungen zu den jeweiligen Stationen zusammengestellt. Am ehemaligen Burgtorkloster begann ein Pilgerweg, den die Pilger für sich oder in kleinen Gruppen gehen konnten. Dort befanden sich im Dritten Reich das Untersuchungsgefängnis, in dem die Geistlichen viele Monate eingesperrt waren, und der Gerichtssaal, in dem sie am 23. Juni 1943 zum Tode verurteilt wurden. Es fanden Führungen in Kleingruppen statt: Wir standen in dem ummauerten  Gefängnishof, wir standen im Erker des Gerichtsgebäudes, von wo aus der Wärter die Gefangenen bei ihrem Hofgang überwachte, wir standen in den Zellen, in denen tagsüber die Betten hochgeklappt wurden, damit sich die Gefangenen nicht hinlegen konnten. Im Gerichtssaal wies der Führer auf die Standhaftigkeit der Angeklagten hin, die sich nicht gegeneinander ausspielen ließen. Diese erwuchs nach den überlieferten Zeugnissen aus deren Glauben: „Wer sterben kann, wer will den zwingen?“, notierte Johannes Prassek während seiner Gefangenschaft in sein Neues Testament.  Dieses ist nebst weiteren Erinnerungsstücken in der Herz Jesu Kirche ausgestellt, in der alle drei Kapläne in der NS-Zeit gewirkt haben. In der Krypta der Kirche beteten Pilger still für sich, als eine junge Frau das Pilgerlied anstimmte: „Wir wollen, Gott, dir danken … In Krieg und Dunkel lag die Welt, als Du vier treue Zeugen vor Augen und gestellt.“ Im gegenüberliegenden Marienkrankenhaus gab es neben einem „Raum der Stille“ einen Raum für die eucharistische Anbetung, der sich als zu klein erwies. Zwei Nonnen e gestalteten die „Stunde der Barmherzigkeit“. Mit Gitarrenbegleitung wurde gesungen, der barmherzige Rosenkranz gebetet und eine blinde Frau stimmte „Meine Hoffnung und meine Freude“ an. Momente, in denen einzelne initiativ wurden, machten besonders deutlich, wie berührt die Pilger waren. Trotz der gr0ßen Zahl – über dreitausend – war die Wallfahrt keine Massenveranstaltung, sondern eine vom Gemeinschaftssinn getragene Glaubensbekundung. Das zeigte sich auch im abschließenden Pontifikalamt auf der Freilichtbühne, das von Erzbischof Stefan Heße zusammen mit über siebzig Konzelebranten und mehr als vierzig Messdienern gefeiert wurde. Was für ein Unterschied zur Messfeier von Johannes Prassek in seiner Gefängniszelle! Der Messwein und die Hostien dafür wurden in den Wäschepakten ins Gefängnis geschmuggelt, wofür sich Johannes Prassek bei der Pfarrhaushälterin Johanna Rechtien bedankte: „Jetzt feiere ich jeden Morgen hier das hl. Opfer so einfach, wie es selbst in den Katakomben wohl nicht einfacher ging. Ein Salznäpfchen ist der Kelch, ein Taschentuch das Korporale. Nur ein paar Tropfen Wein und ein kleines Stück Hostie, damit beides für viele Male reicht. Ich danke Ihnen, dass Sie den Mut hatten, an so etwas zu denken.“ Ein solches Zeugnis überzeugt! Das war auch das Fazit der Predigt von Erzbischof Heße: „Nur Zeugen können überzeugen“. Was Zeugenschaft für uns heute bedeuten kann, sprach der Landtagspräsident  von Schleswig Holstein in seinem Grußwort an. Er rief  zur Verteidigung unserer demokratischen Grundordnung auf, die es uns ermöglicht, unseren Glauben in Frieden und Freiheit zu leben. Ein anderer Aspekt wurde durch ein gleichzeitig zur Messe stattfindendes Footballspiel  im angrenzenden Sportstadion deutlich, von dem lautes Cheerleadergetrommel herüberklang. Wir sollen Zeugen sein in einer säkularen und pluralen Gesellschaft.  Wie das zu verwirklichen sein kann, das ist das große Thema im Erneuerungsprozess unseres Erzbistums!

Die Wallfahrt macht Mut. Sie war nur möglich durch den Einsatz von vielen, vielen Menschen. Ein besonderer Dank gebührt selbstverständlich den Lübeckern und ihrer wunderbaren Gastfreundschaft! Die mit Rosen geschmückten Tische waren ein Ausdruck dafür!

Dr. Inge Blatt

Die Übertragung des  Gottesdienst finden Sie hier: https://www.erzbistum-hamburg.de/?we_objectID=7468

Umfassende Informationen zu den Lübecker Märtyrern finden Sie hier: http://www.luebeckermaertyrer.de/de/index.html

https://luebeckermaertyrer.erzbistum.hamburg/